Scapa Flow Teil 3

Donnerstag, 18.05.2023 - Sonntag, 21. 05.2023
Wer den Blog bis hierhin gelesen hat, dem oder der wird aufgefallen sein, dass ich nicht weiter auf die betauchten Wracks eingehe. Dazu gibt es reichlich Beschriebe und historische Beiträge nur schon im Netz bei den Professoren Google und Wikipedia. Unsere Scapa-Reise ist aus meiner Sicht als Ganzes ein ungewöhnliches Unterfangen, ein Erlebnis, dem ich in diesem dritten und letzten Teil gerecht werden möchte.  So fahre ich jetzt unter thematischen Stichworten fort. 

 

Die letzten Tauchgänge
Am Donnerstagmorgen ging es an die Geschütztürme der SMS Bayern, die so ziemlich das einzige sind, was auf dem Meeresgrund noch von diesem Schiff übrig ist. Beim ersten Sprung bei der Markierungsboje waren die Buddyteams in weniger als zehn Minuten wieder an der Oberfläche: Captain Ian hatte sich dieses eine Mal geirrt, die Boje markierte eine Reihe von Fangkörben für Krabben und dergleichen. Von den Geschütztürmen, die übrigens kopfüber im Grund stecken und riesig sind, keine Spur. Also noch ein Anlauf für einen Teil der Gruppe, die es nochmals versuchen wollten. Diesmal erwischte der Käpt‘n die richtige Boje. 

Am Nachmittag ging’s ohne weitere Probleme an die SMS Brummer. 

Für den letzten Tauchtag wünschte sich die Gruppe nochmals die beiden Wracks vom ersten Tauchtag. Beide konnten bei recht guten Sichtverhältnissen und ohne nennenswerte Gezeitenströmung besucht werden. Es wurden zum Abschluss zwei ideale Tauchgänge, ein schöner taucherischer Schlusspunkt. 

 

Taucherisches
Aus diesem Blickwinkel war es eine sehr interessante Woche. Allein schon die Ausrüstungen: Lukas, Dani und Tobi tauchten Rebreather und konnten die Wracks mit teils mehr als anderthalbstündigen Tauchgängen so richtig auskosten, auch in den Innenräumen. Fredi, Dimi, Bea und Raphi tauchten Dopppel-12, auch sehr geeignet und sinnvoll für diese Tauchprofile. Vor allem bei schwankendem Schiff sind die auf dem Rücken getragenen Tauchgeräte bezüglich dem Anrödeln, aber auch beim Fortbewegen zum und vom Einstieg von Vorteil. Nevil, Stephan und Detlev schliesslich tauchten Sidemount. Dies war zusammen mit einer zusätzlichen 80cft-Stageflasche beim An- und Abrödeln eher etwas umständlich und weniger stabil beim Gehen an Deck. 

Ian mischte auf Wunsch den besten Nitrox-Mix für die jeweiligen maximalen Tauchtiefen, die in der Regel zwischen -35 und -45 Metern lagen. Die meisten der Gruppe tauchten mit einer 80cft-Stageflasche, gefüllt mit einem 50er EAN. Beim Sidemounten erwiesen sich kleinere 40cft-Stageflaschen mit reinem Sauerstoff als sinnvoll, weil etwas leichter und handlicher. 

 

Erlebnis Orkney-Inseln
Ergänzend zum Tauchen habe ich diese Inseln als wenig schroff, sondern als ruhig und ausgeglichen im hiesigen Grau des Meerwassers erlebt. Warme Unterkleidung und gute Wind- und Regenschütze sind angesichts der oft mehrmals am Tag wechselnden Wetterverhältnisse unerlässlich. Interessant sind die eher bleichen und in gelblichen bis grauen Naturfarben gehaltenen Häuser mit den vielen Kaminen auf den Dächern. Sie sind hier offenbar ebenso typisch wie die Pubs und Restaurants - und Stromness verfügt sogar über ein ehedem blühendes, heute aber eher wie ein düsteres Spukschloss aussehendes herrschaftliches Hotel. Und last but not least hat diese Region einige bemerkenswerte Persönlichkeiten hervorgebracht, etwa den Polarforscher Dr. John Rae, den Schriftsteller Robert Louis Stevenson („Schatzinsel“, „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“) oder eine Eliza Fraser, die in früheren Zeiten am Great Barrier Riff Schiffbruch erlitt, von Aborigines geborgen wurde und in der jüngeren Geschichte der Australischen Eingeborenen dann eine wichtige Rolle spielte. 

Unser Hafendorf verfügt über ein interessantes kleines Ortsmuseum, und in Kirkwall ist - nebst den weltbekannten Destillerien Highland-Park und Scapa - etwa eine sehr beeindruckende romanische Kathedrale zu bewundern. Karge Landschaft, jede Menge Schafherden und gewiss viele Möglichkeiten für einsame, romantische Spaziergänge oder Wanderungen runden das Bild ab - für letzteres bleibt allerdings in einer gut funktionierenden Tauchwoche eher wenig Zeit. 

 

Danke!

Und gut funktioniert hat diese Tauchwoche, sehr gut sogar. Auch die Rückreise ist mit all dem Equipment und dem ganzen Brimborium bei den Check-In’s (Gepäck umbeigen in letzter Minute, Handgepäckscanning etc.) problemlos abgelaufen. Und das Wichtigste von allem - es war keine Nullachtfünfzehntaucherei, und sie ist ohne Unfälle abgelaufen. Dies gilt auch für das Leben an Bord, vor allem auch angesichts fast kriminell steiler Treppenleitern im Innern des Schiffes. 

So schliesse ich diesen Bericht mit einem nochmaligen grossen Dankeschön an alle, die in irgendeiner Form bei der Organisation mitgewirkt haben, allen voran Lukas. Mir hat es sehr gefallen, ich kehre um ein grosses Erlebnis reicher nach Hause zurück, und die ganze Schlepperei ist schon wieder vergessen, mehr als neutralisiert von den vielen schönen Momenten und Erinnerungen daran. 

Text: Detlev Eberhard
Bilder: Diverse Teilnehmer

       

Trocknungsaktion nach dem letzten Tauchgang: das Wetter spielte perfekt mit.
Bild: Detlev Eberhard

   

Besuch der Destillerei Balblair auf dem Rückweg nach Edinburgh.
Bild: Fredi Zgraggen

   

Zurück in Zürich Flughafen-Bahnhof, letzter Zwischenhalt beim Bretzelkönig.
Bild: Raphael Lauber

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