Scapa Flow Teil 1

Erstellt: 16. Mai 2023

Prolog
Es dauerte dreieinhalb Jahre - COVID-bedingt. Die Wracktauchreise des OTC war erstmals erstmals 2019 für 2020 geplant worden und musste bis jetzt verschoben werden. Lukas Knöpfel, unser Präsident und Organisator des Unternehmens, ist die ganzen Jahre hartnäckig drangeblieben. Nun, im Mai 2023, hat es endlich geklappt.

Zu zehnt trafen wir uns am Freitag, 12. Mai um halb fünf Uhr am Flughafen Kloten - mit einer Unmenge an Gepäck: Ausrüstung für Sidemount- und Doppelgeräte-Backmounttauchen sowie drei Rebreather-Geräte. Dazu nur noch eines: Die gebührenfreie Obergrenze von zwei Gepäckstücken à maximal 23 kg plus Handgepäck (bei den meisten bleischwer) wurde bis zum letzten Kilogramm ausgenutzt. Es gilt zu bedenken, dass warme Kleidung für einen sehr rauen, regnerischen und kühlen Teil dieser Erde mitgenommen werden musste, dazu noch Schlafsäcke für das Übernachten auf dem Tauchschiff. Und oh Wunder, wir brachten das Ganze schliesslich ohne nennenswerte Komplikationen durch die Kontrollen.

Freitag, 12. Mai 2023
Wir flogen nach Edinburgh und von dort anschliessend der Küste entlang nordwärts durch die schottischen Highlands bis nach Turso. Selbstredend, dass die Fahrt für eine kleine Degustation bei der weltbekannten Whisky-Destillerie Dalwhinnie unterbrochen werden musste, die ganz zufällig an der Route lag. Und bereits zum Frühstück etwas ausserhalb von Edinburgh bestellten einige Mutige erste Portionen des berüchtigten Haggies. In Thurso, an der Nordküste des schottischen Festlandes, übernachteten wir in einem typisch englischen Hotel.

Samstag, 13. Mai 2023
Am nächsten Tag war kurz nach sechs Uhr Tagwache, es ging zur Fähre in Scrabster, und um 10 Uhr legte unser Schiff in Stromness auf den Orkneyinseln-Inseln an. Den Tag verbrachten wir mit Einquartieren auf der MV Invincible, unserem Tauchkutter, und mit dem Herrichten der Ausrüstung. Innen ist alles im rustikalen Holzlook ausgebaut, Zweier- und Einerkabinen mit Lavabo, warmes Wasser und Radiatorheizungen inklusive. Und am Abend haben in einer grosszügigen Messe mit noch grosszügigerer Bar alle reichlich Platz für den Schlummi, fürs Verarbeiten des Erlebten und ganz allgemein für Spinnen von neuem Tauchergarn. Klar, dass auch das kleine Dorf Stromness mit seiner Handvoll Kneipen und Restaurants erkundet werden musste.

Sonntag, 14. Mai 2023
Erster Tauchtag. Wer sich auf Ferien-Aufstehzeiten gefreut hatte, wurde eines Besseren belehrt. Um sechs Uhr ist Tagwache, um halb acht Captains-Briefing über den ersten Tauchplatz. Wir fahren die S.M.S. Cöln an, die auf einer Tiefe zwischen -36 und -20 Metern auf ihrer Steuerbordseite liegt. 115 Meter lang ist das Teil, die Sicht etwa 8-10 Meter, nur ganz wenig Strömung. Und auch mit dem Wetter haben wir Glück: nach einem morgendlichen, tristen Regen klart es rasch auf. Dies macht die Einstiegs-Taucherei etwas leichter, denn noch sind Ungewissheiten zu klären: Reicht das Blei? Wie ist der Sprung aus dem Schiff, wie funktioniert das Rausholen aus dem Wasser mit der speziellen Liftplattform? Und soll die Deco-Stageflasche schon mit ins Wasser?- was speziell für die Sidemounties ein beschwerliches Unterfangen ist. Denn der Tauchkutter ankert nicht am Tauchplatz, sondern lässt die Tauchenden beim freien Driften in der Nähe der Markierboje ins Wasser springen. Der erste Check-Tauchgang muss also auf Anhieb sitzen.

Über Mittag besuchen wir das Scapa-Flow-Museum auf der kleinen Insel Lyness. Am Nachmittag wird die S.M.S. Dresden betaucht, bei zunehmendem Sonnenschein und ähnlichen Tauchbedingungen wie am Vormittag.

Obwohl bereits der erste Trocki wacker Wasser durchliess und eine Handmanschette gerissen war, gewannen wir doch die wichtigen Erkenntnisse für die kommenden Tauchgänge.

Text: Detlev Eberhard
Bilder: Detlev Eberhard